Über Volkmarode
Lage
Volkmarode liegt verkehrsgünstig an der B 248 unweit der Autobahnanschluss-stelle Braunschweig-Ost, ist Teil der Stadt Braunschweig und bildet zusammen mit den benachbarten Stadtteilen Dibbesdorf, Hondelage und Schapen den Stadtbezirk 111, Hondelage-Volkmarode. Der historische Dorfkern mit der Kirche St. Thomas im Zentrum, liegt etwas abgesetzt von der verkehrsreichen Berliner Heerstraße auf einer kleinen, von der Eiszeit geprägten nach Norden ragenden Anhöhe. Die längliche, west-ost gestreckte Gemarkung (386 ha) reicht von dem im Westen angrenzenden Stadtteil Riddagshausen, der sich als schmaler Streifen zwischen Volkmarode und Gliesmarode schiebt, bis an die östliche Stadtgrenze im Bereich der Sandbachniederung.
Die mit 88,3 Metern über NN höchste Erhebung in Volkmarode markiert der frühere Standort einer Windmühle am Seikenkamp unweit der Integrierten Gesamtschule (IGS). Der mit 72,2 Metern über NN niedrigste Teil der Volkmaroder Feldmark liegt im Bereich der Schunterniederung nördlich der ehemaligen Ziegelei Moorhütte.
Die Bewohner schätzen die landschaftlich reizvolle Umgebung, die vorhandene Infrastruktur und die guten Verkehrsverbindungen zur Innenstadt und in die angrenzenden Stadtteile.
Ortsgeschichte
Volkmarode ist heute ein Stadtteil Braunschweigs, war aber bis zur Verwaltungs- und Gebietsreform am 01.03.1974 eine selbstständige Gemeinde im damaligen, das Stadtgebiet umschließenden Landkreis Braunschweig.
Archäologische Funde in der Volkmaroder Feldmark legen die Vermutung nahe, dass Jäger und Sammler bereits in der Altsteinzeit, also vor mehr als 10.000 Jahren, dieses Gebiet durchstreiften.
Volkmarode gehört zu den spätmittelalterlichen -rode Siedlungen, entstanden aus einem adeligen Hof des Geschlechts derer von Volkmarode. 1154 wird Volkmarode in einer Schenkungsurkunde Heinrich des Löwen erstmalig erwähnt. Die „Herren von Volkmarode“ dienten unter Heinrich dem Löwen und seinen Söhnen als Ministerialbeamte und besaßen damals Ländereien und Zehntrechte in vielen Orten im nördlichen Harzvorland.
Im Jahre 1302 erwarb das Aegidienkloster in Braunschweig zwei Hofstellen und die dazugehörigen Ländereien in Volkmarode. Diese Kaufurkunde erwähnt auch eine „Borchstede“, also eine Burgstelle, deren Lage aber noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Einige Quellen vermuten sie nordwestlich der Berliner Heerstraße in der Nähe der sogenannten Schafbade, wo aufgeschüttete Wälle und Wassergräben Schutz boten. Auch die 1808 dort ausgerodeten behauenen Steinblöcke lassen eine alte Wehranlage vermuten. Andere Quellen deuten auf einen höher gelegenen Standort nördlich der Kirche St.Thomas .
Die Schafbade hieß früher Mittelteich und war Teil eines Teichgebiets von vier Teichen, gelegen in den Flurstücken Am Platze und Am Hirtenberg. Das Gebiet reichte etwa vom Grundstück des ehemaligen Möbelhauses Roller bis westlich über die Straße Ziegelwiese hinaus. Die Entstehung des Teichgebiets geht vermutlich auf mittelalterlichen Tonabbau für die Ziegelgewinnung zurück. Das Teichsystem mit Gräben und Wällen wurde 1861 von Amtsrichter Johann Heinrich Käufer vermessen und beschrieben. Im Zuge der Separation wurden wenige Jahre später zwei Teiche zugeschüttet. In der Umgebung der Teiche wurden vorgeschichtlich bedeutsame Funde gemacht. Beim Planieren fand ein Bauer eine vollständige Urne. Insbesondere Heinrich Daues, der von 1929 bis 1947 in Volkmarode als Lehrer und in anderen Ämtern tätig war, hat dort mit seinen Schülern Tonscherben und Feuersteinartefakte gefunden und darüber im Rahmen seiner „Dorfgeschichte“ berichtet. Da der Heimatpfleger Jörn Miehe hier Eisenschlacke gefunden hat, ist etwa 500 v.Chr. am Teichgebiet, wie auch an anderer Stelle in Volkmarode Eisen verhüttet worden.
Durch den Bebauungplan Volkmarode-Nord von 1996 und die später geplante Straßenbahn-Schleife ist das für Volkmarode geschichtlich so bedeutsame „Bodendenkmal Teichgebiet“ bereits stark beschnitten worden. Die massiven Vorbehalte der Heimatpflege blieben dabei unbeachtet. Die Planung für das Baugebiet Volkmarode-Nordost droht mit der baulichen Umwidmung des Roller-Geländes den Rest des geschichtsträchtigen Bodens zu beseitigen, wenn der Respekt vor der Ortsgeschichte nicht den gebührenden Stellenwert erhält.
Um die Kirche, auf einer Anhöhe oberhalb der Sandbachniederung und abgesetzt von der Hauptverkehrsstraße, gruppiert sich heute noch der historische Dorfkern. Auch alle für das damalige Dorfleben wichtigen Einrichtungen lagen in der Nähe, wie der Löschwasserteich, ein als Schweineweide genutzter Eichenhain, der Fest- und Zimmerplatz und der Friedhof. Auch die für die häusliche Textilverarbeitung wichtige Anlage der Flachsrotten und die für bauliche Maßnahmen wichtigen Lehm-, Sand- und Grandgruben waren fußläufig zu erreichen.
Seit 1354 gehörte Volkmarode zum Amtsbezirk der weiter nordöstlich gelegenen Burg Campen (heute Flechtorf, Gemeinde Lehre). Als Folge von Auseinandersetzungen zwischen der damals quasi reichsfreien Stadt Braunschweig und den verschiedenen Linien des Welfenhauses wurde das gesamte Amt Campen und damit auch Volkmarode ab 1512 Teil des Fürstentums Lüneburg. Erst zweihundert Jahre später, 1706, erstritt der damalige Herzog Anton Ulrich den Amtsbezirk für das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel zurück.
Während des Dreissigjährigen Krieges wurde Volkmarode 1626 von durchziehenden dänischen Truppen geplündert und verwüstet. Die Kirche und acht Hofstellen wurden zerstört.
Nach einer im Jahre 1754 durchgeführten genauen und umfassenden Dorfbeschreibung und einer Vermessung der gesamten Feldmark bewirtschafteten damals wenig mehr als 60 Menschen die vier Acker- und fünf Kothöfe. Die wöchentlich für den Dienstherren auf der Burg Campen zu leistenden Spanndienste erschwerten das Bewirtschaften der Höfe.
1799 wurde am westlichen Rand der Volkmaroder Feldmark, weit abgesetzt von der alten Ortslage, die Dampfziegelei Moorhütte durch den Braunschweiger Verleger Friedrich Vieweg gegründet. Lange Zeit war diese Ziegelei der größte Arbeitgeber im Ort. Bis 1972, also fast zwei Jahrhunderte lang, wurden hier Ziegel gebrannt.
Als Folge der napoleonischen Kriege kam es Anfang des 19. Jahrhunderts zu Zwangseinquartierungen französischer und kurhannoverscher Truppen. Nach Gründung des Königreiches Westfalen unter Napoleons Bruder Jerome, gehörte Volkmarode von 1807 bis 1813 innerhalb dieses Königreiches zum Kanton Wendhausen.
Im Rahmen der neuen Braunschweigischen Landesverfassung erfolgte 1832 eine Neuorganisation der Verwaltungseinheiten im wiedererstandenen Herzogtum. Volkmarode wurde der Kreisdirektion Braunschweig zugeordnet, die mit den Ämtern Riddagshausen und Vechelde später den das Stadtgebiet umschließenden Landkreis Braunschweig bildete.
1861 erfolgte eine grundlegende Renovierung und Umgestaltung der Volkmaroder Kirche durch den Kreisbaumeister Friedrich Maria Krahe im Stile des Frühhistorismus.
Von 1864 bis 1874 wurden im Rahmen der Separation die Acker- und Wiesenflächen in der Volkmaroder Feldmark neu geordnet und aufgeteilt. Auch die beiderseits der Chaussee nach Fallersleben (heute: Berliner Heerstraße) damals noch vorhandenen vier eigenständigen Teiche waren, wie eingangs schon erwähnt, davon betroffen. Zwei Teiche wurden zugeschüttet. Nur der heute noch von allen Seiten zugängliche „Feuerteich“ und ein westlich der Berliner Heerstraße etwas versteckt hinter Zäunen und Bewuchs liegender Teich, die sogenannte Schafbade sind noch vorhanden. Die damalige Kreisbehörde hat die Schafbade 1947 unter Naturschutz gestellt. Parallel zu dem in nördlicher Richtung an der Schafbade verlaufenden Weg befinden sich die ehemaligen Flachsrotten.
1874 wurde im Herzogtum Braunschweig ein „Gesetz des Feuerhülfswesens“ verabschiedet. In allen Orten des Herzogtums sollten sich Vereinigungen zur Rettung von Leib und Leben bilden. Das war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr in Volkmarode, die 2024 auf ein 150-jähriges Bestehen zurückblickt.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beschränkte sich der bebaute Teil der Volkmaroder Feldmark auf den Bereich um die St Thomas Kirche. Erst 1872 wurde für den Chausseewärter Horney ein erstes Haus an der Berliner Heerstraße (heute Nr. 55) errichtet. Dieses Haus hatte Schankrecht.
In den folgenden Jahren, in der sogenannten Gründerzeit, wurden noch weitere Gebäude entlang der Berliner Heerstraße errichtet, zumeist in der damals weit verbreiteten Bauweise als traufständiges, eingeschossiges Fachwerkhaus mit Zwerchgiebel.
1877 ließ der Müller Ernst Schuntermann im hinteren Bereich des Grundstücks Berliner Heerstraße 8, unweit der höchsten Stelle im Gemeindegebiet, eine Windmühle errichten. Dieses Bauvorhaben stand aber unter keinem guten Stern. Schon 1883 wurde die Mühle zu einer Bäckerei umgebaut, um dann nur 4 Jahre später für nur zwei Jahre erneut als Windmühle eingesetzt zu werden. 1889 musste der Müller Konkurs anmelden. Die Mühle wurde abgerissen.
1892 entstand an der Einmündung der Straße Am Feuerteich in die Berliner Heerstraße ein großer, zweigeschossiger Neubau mit angeschlossenem Festsaal (Gasthaus „Zum Berge“, Berliner Heerstraße 1).
Auf der gleichen Straßenseite, weiter Richtung Stadt (Berliner Heerstraße 9), wurde 1901 in einer ausgedehnten Parkanlage eine repräsentative Villa in Stil des Späthistorismus errichtet, die bis heute nach ihrem Erbauer „Villa Weihe“ genannt wird. Ein noch bis 1962 vorhandener Turm mit Galerie musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
1909 sollte ein am Theaterwall in Braunschweig unweit des Staatstheaters stehendes Gartenhaus abgerissen werden. Adolf Kothe, ein Kaufmann aus der Nachbarschaft, hörte davon, kaufte das Gebäude „auf Abriss“ und baute es anschließend in Volkmarode auf seinem Grundstück an der Berliner Heerstraße (heute Nr. 18) in nur leicht veränderter Form wieder auf. Dieser Vorgang eines frühen Baustoffrecyclings war damals sowohl den Braunschweiger „Neuesten Nachrichten“ als auch den „Braunschweigischen Anzeigen“ eine Zeitungsnotiz wert.
1912 wurde der Männerturnverein Volkmarode gegründet. Seit 1950 trägt der Verein den Namen Sport-Club Rot-Weiß Volkmarode 1912 e.V. Auch dieser Verein kann inzwischen auf eine mehr als 110-jährige Geschichte zurückblicken.
Ab 1913 wurden von der Überlandzentrale Helmstedt erste Strommasten aufgestellt, um auch Volkmarode mit elektrischer Energie zu versorgen.
Kurz vor dem I. Weltkrieg erwarb der Evangelische Verein für Innere Mission, der sich insbesondere um alkoholkranke Menschen kümmerte, in Volkmarode ein etwa 75.000 qm großes Areal (heute: Berliner Heerstraße 39, Remenhof). Etwas abgesetzt von der Hauptverkehrsstraße wurde ein noch heute optisch eindrucksvolles Gebäudeensemble errichtet, mit einem Haupthaus und zwei um einen zentralen Hofbereich gruppierten Nebengebäude für Ställe und Werkstätten.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges (1915) verließen die Optischen Werke Voigtländer ihren angestammten Firmensitz an der Campestraße in Braunschweig und zogen auf ein neues Betriebsareal an der Berliner Straße westlich der Volkmaroder Ortsgrenze. Das Werk, später mit eigenen Straßenbahnanschluss, spielte für über 50 Jahre eine bedeutende Rolle als Arbeitsgeber für die umliegenden Orte (Betriebsschließung 1971).
1937 hatte die damalige Niedersächsische Wohnungsbau- und Kleinsiedlungsgesellschaft Ackerflächen an verschiedenen Stellen in der Volkmaroder Feldmark erworben, um sie dann als Bauland mit Grundstücksgrößen von 600 bis 1.000 qm an Bauwillige zu verkaufen. In den Folgejahren entstanden am Grenzweg, am Finkenkamp und am Wolfskamp im Rahmen des Reichsheimstättengesetzes erste, einfach ausgestattete Kleinsiedlungshäuser mit Nebengebäuden für die Kleintierhaltung (Selbstversorgung). Um ihre Interessen gemeinsam vertreten zu können gründeten diese Neusiedler noch im September 1938 die Siedlergemeinschaft Volkmarode.
1938 wurde direkt westlich der Volkmaroder Feldmark an der Einmündung des Moorhüttenweges in die Berliner Heerstraße ein großes, teilweise in den Boden eingelassenes Gebäude, der sogenannte „Kartoffelbunker“ errichtet. Die Stadt Braunschweig lagerte hier für Notzeiten frostsicher größere Mengen Kartoffeln ein. 1983 wurde das inzwischen nicht mehr genutzte Gebäude abgerissen. Hinter einem Lärmschutzwall aus Bauschutt entstand in der Folgezeit eine kleine kompakte Einfamilienhaussiedlung mit 18 Wohneinheiten in architektonisch einheitlicher Formensprache.
Im II. Weltkrieg (1949–1945) hatte es mehrere Angriffe alliierter Bomber auf Volkmarode gegeben, mit vielen Schäden an Volkmaroder Wohngebäuden aber auch am Remenhof, an den Gebäuden der optischen Werke Voigtländer (kriegswichtiger Betrieb) und der Ziegelei Moorhütte, die zu diesem Zeitpunkt zwar die Ziegelproduktion eingestellt hatte, aber als Lager für Teile aus der Rüstungsproduktion der Braunschweiger Maschinenbaufirma MIAG diente. Allein bei einem Angriff im Mai 1944 wurden 23 Gebäude von Brand- und Sprengbomben getroffen.
1943, also noch während des Krieges, ließ die Firma Voigtländer im Bereich der heutigen Straße Steinkamp, 17 Behelfsheime für Betriebsangehörige bauen, die durch Bombeneinwirkung ihre Wohnung verloren hatten. Diese Baracken dienten auch noch viele Jahre nach Ende des Krieges als Notunterkünfte.
Trotz zuvor noch eilig zusammengestellter Volkssturmeinheiten konnten am 12. April 1945 amerikanische Panzer ohne Blutvergießen in Volkmarode einrücken.
Bis 1946 war die Einwohnerzahl in Volkmarode auf 1.172 gestiegen. Auf 678 Ortsansässige kamen damals 494 einquartierte Neubürger, die durch Flucht, Evakuierung oder den Bombenkrieg ihre Wohnung verloren hatten.
Ab 1951 wurden die ersten Frischwasserleitungen in Volkmarode verlegt. Die Versorgung aus den hauseigenen Brunnen musste eingestellt werden. Viele jetzt vermeintlich nutzlos gewordene Brunnenschächte wurden in der Folgezeit mit Bauschutt und Erde verfüllt.
Als Reaktion auf die vielen Anfragen bauwilliger Bürger und zur Steuerung der Neubautätigkeit, verabschiedete der Gemeinderat 1952 einen Baunutzungsplan als Vorläufer heutiger Flächennutzungs- und Bebauungspläne. Auf der Grundlage dieses Planwerks entstanden in den nächsten Jahren zwischen dem alten Dorf und der Stadtgrenze beiderseits der Berliner Heerstraße neue Wohnsiedlungen. Die Einwohnerzahl stieg bis 1969 auf über 3.000.
Die alte, kleine Dorfschule in der Nähe der Kirche platzte durch die stark steigende Schülerzahl buchstäblich aus allen Nähten. 1953 wurde daraufhin an der damaligen Schulstraße (heute Unterdorf) im Neubaugebiet südlich der Berliner Heerstraße der erste Bauabschnitt einer neuen Volksschule fertiggestellt. Es war ein einfach ausgestattetes, eingeschossiges Gebäude mit zwei Klassenräumen und einem zentral gelegenen Ofen, der im Winterhalbjahr beide Klassenzimmer und das dazwischen liegende Lehrerzimmer beheizte. Toiletten, Wasch- und Nebenräume waren in einem kleinen, separaten Gebäude untergebracht. Bis zur Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts in den sechziger Jahren wurden die Volkmaroder Schüler parallel dazu auch noch in den Klassenräumen der alten Schule unterrichtet.
Ab 1958 begannen die Bauarbeiten für eine Getrenntkanalisation zur Entsorgung von Schmutz- und Regenwasser. Es bestand Anschlusszwang. Die bis dahin genutzten Kleinkläranlagen wurden nach und nach stillgelegt.
Anfang der siebziger Jahre zeichnete sich ab, dass die Ziegelproduktion der Moorhütte durch den vermehrten Einsatz neuer Baustoffe keine Zukunft mehr hatte. Auch um die damit wegfallenden Arbeitsplätze zu kompensieren, beschloss die Gemeinde am Kirchweg ein neues Gewerbegebiet auszuweisen. Mehrere klein- und mittelständische Betriebe siedelten sich dort an.
1972 stellte die Ziegelei Moorhütte ihren Betrieb ein. Nach einigen Jahren des Leerstands wurden die Ziegeleigebäude schließlich abgerissen und das gesamte Betriebsareal für die Nutzung als Wohnbaufläche vorbereitet. In den Folgejahren ist an diesem exponierten Standort ein Wohnvorzugsgebiet entstanden.
In der benachbarten, nun außer Funktion geratenen Tongrube, sammelte sich über die Jahre hinweg immer mehr Regenwasser. Diese auch aus naturschutzrechtlichen Gründen wertvolle Teichlandschaft hat sich, neben der Nutzung als Angelrevier, inzwischen zu einem geschätzten Naturrefugium entwickelt, das mit Einschränkungen auch der Naherholung dient. Um den See führt heute ein von den Anwohnern gut angenommener Rundweg.
Da die benachbarte Stadt Braunschweig keine neuen Wohnbauflächen in nennenswerter Größenordnung anbieten konnte, blieb die Nachfrage nach Bauland in den damaligen Stadtrandgemeinden auf einem hohen Niveau. Der Rat der Gemeinde beschloss daher 1972 die Bebauungspläne für die Neubaugebiete Steinkamp, Birkenheg und Mühlenring.
Ebenfalls 1972 wurde zusammen mit weiteren Nachbargemeinden ein Schulzweckverband gegründet, mit dem Zweck, am Seikenkamp in Volkmarode ein neues zentrales Schulzentrum zu errichten (heute IGS).
Auf Beschluss der Landesregierung wurde in der Region Braunschweig zum 01. März 1974 eine Verwaltungs- und Gebietsreform umgesetzt. Der bisherige, die Stadt umschließende Landkreis Braunschweig wurde aufgelöst. 22 ehemalige Landkreisgemeinden, darunter auch Volkmarode, wurden der Stadt Braunschweig zugeschlagen.
Kurz vor der Eingemeindung (22.02.1974) konnte die Verlängerung der Stadtbahntrasse der Linie 3 bis an die Ortsgrenze von Volkmarode (Grenzweg) eingeweiht werden.
Kurz nach der Eingemeindung wurde am 30.September 1974 der Grundstein für ein neues Feuerwehrgebäude am damaligen Hüttenweg (heute Kruseweg) gelegt. Neben dem Gerätehaus gibt es auch einen Tagungs- und Schulungsraum. Im Untergeschoss befinden sich Schießstand und Clubraum für den Volkmaroder Schützenverein (gegr. 1954).
Nach nur einem Jahr Bauzeit konnte 1979 die Einweihung des neuen evangelischen Gemeindehauses an der Alten Dorfstraße gefeiert werden.
Auf der Grundlage einer rahmenplanerischen Voruntersuchung wurde für das Gebiet nördlich des Krusewegs ein Bebauungsplan für ein großes Neubaugebiet erarbeitet, der am 05. Juni 1998 Rechtskraft erlangte (Volkmarode-Nord). Es wurde Planungsrecht geschaffen für ein Baugebiet mit Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern und einer neuen “Dorfmitte“ mit Nahversorgungszentrum und weiteren Einrichtungen der sozialen Infrastruktur (Seniorenwohnanlage, zweiter Kindergarten). Auch eine Trasse für die Verlängerung der Stadtbahn bis in dieses Neubaugebiet ist berücksichtigt.
In den Räumen des bisherigen Schulzentrums am Seikenkamp hatte am 01 August 2009 die neue IGS mit einem ersten Jahrgang den Unterricht aufgenommen. 2010 erfolgte die Grundsteinlegung für die Erweiterung um eine Mensa.
2010 wurde südlich der Volkmaroder Ortslage der schon lange geforderte Neubau eines Geh-/Radweges entlang der Hordorfer Straße zwischen Volkmarode und Schapen umgesetzt. Damit können nun auch die Schapener Schüler zu Fuß oder mit dem Fahrrad gefahrlos die Grundschule in Volkmarode erreichen.
Die Gebäude der ehemaligen Gaststätte Zum Berge wurden 2015 abgerissen. Auf den so gewonnenen Bauflächen entstanden zwei neue Gebäude mit Eigentumswohnungen.
Das Baugebiet Seikenkamp-Nord an der Schapenstraße südlich des Friedhofs ist das bisher letzte zusammenhängende Neubaugebiet in Volkmarode. Es gibt im Ort aber weiterhin eine rege Bautätigkeit durch Abriss und Neubau, durch Nachverdichtung auf bestehenden Grundstücken und durch das Schließen von Baulücken. Auch die Planungen zur Verlängerung der Stadtbahn bis nach Volkmarode-Nord sind inzwischen weit gediehen.
Denkmalschutz
Die Hofstellen im alten Dorf sind mitteldeutsche Dreiseithöfe, zumeist in Fachwerk mit Ziegelausfachungen, deren ursprüngliche Bausubstanz aber durch Betriebsaufgabe und nachfolgende Aus- und Umbauten weitreichend verändert worden ist. Auch die insbesondere nach dem letzten Weltkrieg fortgeschrittene Verstädterung des Ortes hat dazu geführt, dass Volkmarode heute die folgenden sechs Kulturbaudenkmale besitzt:
Die evangelische Kirche St. Thomas (Alte Dorfstraße 2) liegt auf der höchsten Erhebung im Zentrum des früheren Bauerndorfes. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde neben den benachbarten Hofstellen auch die Kirche schwer beschädigt und konnte erst viele Jahre später wieder hergestellt werden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Umgestaltung im Stil des Frühhistorismus.
Am Dorfplatz mit der Friedenslinde steht ortsbildprägend an exponierter Stelle der eingeschossige Fachwerkbau des ehemaligen Pfarrwitwenhauses (Kirchgasse 6). Das Gebäude wurde vor 1800 errichtet und hat ein mittiges, breit gelagertes Zwerchhaus.
Ein weiteres Baudenkmal ist ein ähnliches, um 1800 entstandenes Pfarrgebäude mit Zwerchgiebel, dass 1892 von der alten Dorfstraße an die Berliner Heerstraße 51 umgesetzt wurde und einen guten Erhaltungszustand aufweist.
Ebenfalls an der Berliner Heerstraße (Nr. 9) liegt eine großzügig angelegte, 1901 errichtete Villenanlage, nach ihrem Erbauer Villa Weihe genannt. Baudenkmal ist heute nur noch die Villa selbst als typischer Bau des Späthistorismus, der aber durch bauliche Eingriffe im Inneren und auf der Rückseite inzwischen stark verändert worden ist.
Auf dem Grundstück des sog. Burghofes, Alte Dorfstraße 3, befindet sich ein mit Sandsteinplatten eingefasster Ziehbrunnen, dessen Bau möglicherweise bis in die Gründungszeit des Hofes zurückreicht. Ein noch vorhandener Weg zwischen Brunnen und Kirche sicherte die Versorgung der Kirche mit Brauch- und Weihwasser.
Das Braunschweiger Leit- und Informationssystems für Kultur BLIK führt den Dorfkern und das Gelände der 1978 abgerissenen Ziegelei Moorhütte ebenfalls als Kulturdenkmal. Vom Ziegeleikomplex sind sichtbar nur vier Wohnhäuser und der Moorhüttenteich übriggeblieben. Der Moorhüttenteich besitzt also sowohl den Status eines Kulturdenkmals als auch den Status eines geschützten Biotops und Geotops. Im zuständigen Ausschuss des Stadtrats ist man sich der Bedeutung des Naturrefugiums für den Stadtbezirk 111 bewusst und versucht durch eingeschränkten Zugang zu Teilen des Uferbereichs, Ruhezonen für die Wildtierpopulation zu schaffen. Im westlichen Teil ist ein kleiner Quelltopf, der fachlich als Limnokrene bezeichnet wird, durch einen Zaun besonders geschützt.